Aktuell ist das Flipperangebot recht überschaubar. Mit anderen Worten der Markt ist leer und die Nachfrage ungebremst hoch, eventuell sogar steigend. Alle die, die Flipper schrauben haben beide Hände voll zu tun. Zumindest geht es mir so, und wenn ich mit anderen Technikern spreche die Flipperreparaturen oder Flipperservice anbieten. Natürlich fallen auch die die Restaurationen anbieten darunter.
Der Markt an Ersatzteilen, Pflegemitteln und alles was der Herz begehrt, hat in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erlebt. Nicht zuletzt weil neben den Gewerblichen auch viel Sammler oder Privatleute zum Beispiel Spaß daran haben ihre Flipper sauber zu halten.
Die Flipper die vermehrt angeboten werden, zumindest wenn ich mir die Bilder anschaue, würde ich als Rohlinge bezeichnen. An vorderster Front sind die Geräte von Privaten. Sie wurden schön für den Verkauf aufgehübscht, entsprechen aber meist nicht dem beschriebenen Zustand. Dazu hatte ich vor kurzem noch ein Video online gestellt. In dem Video scheint ein Sammler nicht unbedingt sein bestes Pferd verkauft zu haben. Es ist sogar in einem Forum zu finden, dass er das Gerät mindestens vier Jahre hatte und entsprechend einem Fehler im Gerät verbastelt hat.
Jetzt zurück zu aufgehübschten Flippern. Im Beispiel geht es um einen Bobby Or Power Play von Bally. Also ein EE (Early Electronics) aus den Jahre 1978. Der Flipper wurde für 2200 Euro als Überarbeitet von einem privaten Verkäufer über eBay-Kleinanzeigen nördlich von Hamburg ohne Gewährleistung gekauft. Nach drei Wochen ist er zu mir gekommen. Nach der Fehlerbeschreibung hat er Kleinigkeiten, dass ein Flipperfinger schlapp ist und ein Display nicht richtig funktioniert.
Wenn man den Zustand von vorher und nachher vergleicht, hat sich erst mal nicht so viel getan. In dem vorher zu nachher stecken aber weit über 30 Stunden Arbeit. Wobei ich jetzt mal die Backbox weggelassen habe. Die meisten Laien sind können erfahrungsgemäß nur Änderungen durch einen AB-Vergleich erkennen, den Aufwand können die wenigsten abschätzen.
Wo steck also die ganze Arbeit und wo sind die Sünden? Ein Sünde ist es Geräte mit viel zu viel Politur zu bearbeiten. Natürlich ist geht es schnell, wenn man erst mal ordentlich Politur auf der Fläche oder Maschine hat und mit Vollgas die Spielfläche poliert. Jeder der schon mal ein Fläche mit der Maschine poliert hat, weiß, dass sich zu viel Politur recht schnell verteilt und in alle Richtungen spritzt. Natürlich läuft sie auch in jede Ritze. Die meisten Polituren reagieren mit den Metalloberflächen, wenn sie nicht beseitigt werden.
Die gezeigten Bilder spiegeln nur einen kleinen Teil wieder. Natürlich ist die Politur auch in allen Lampensockeln. Auch die müssen für eine guten und hellen Betrieb gereinigt werden. Auf dem letzten Bild der kleinen Galerie ist das Spielfeld zu sehen um es erst mal zu reinigen. Danach kommt die normale Arbeit. Also zum Beispiel alle Kontakte zu prüfen, reinigen, gegebenfalls erneuern und justieren.
Da der Flipper nur am Leben gehalten wurde, sind natürlich nur Teile erneuer worden, wenn es unbedingt sein musste. Alles andere was sich noch irgendwie bewegt und funktioniert wurde wohl nicht angefasst. Die meisten Käufer wissen nicht wie gut Geräte funktionieren können, von daher ist es nur wichtig was alles leuchte und sich irgendwie bewegt. Repariert wird gerne mit allem was gerade so rumliegt. Bei dem Beispielflipper war Lautsprecherleitung beliebt. Technisch gesehen ist die Leitung mit mit 0,75mm² recht nah an AWG18 mit 0,83mm². Ich bin mir nicht sicher ober der Schrauber das vorher auch wusste.
Ganz beliebt ist auch Kontakte so lange zu benutzen wie es geht, also bis sie mechanisch abbrechen oder Kontaktnieten abfallen. Es ist also kein wunder, dass der eine oder ander Flipperfinger schlapp ist, wenn die Kontaktoberfläche komplett niedergebrannt ist.
Eine weitere Sünde gibt es oft in der Elektronik. Wenn die Elektronik ausfällt, werden oft Steckverbinder gezogen und wieder aufgesteckt. So wie man einen USB-Stick oder eine SD-Karte behandelt. Die Steckzyklen (Lebensdauer) von SD-Karten liegt so bei 10.000 und mehr. USB-Buchsen sind so im Bereich 1.500. Industrieverbinder wie zum Beispiel im Flipper sollte man in den Bereich von 25 bis 50 ansiedeln. Da fehlt keine Null! Danach gewährt der Herstelle nicht mehr den richtigen Übergangswiderstand. Ohne weiter in die Technik ein zu tauchen. Auch ein Laie sollte erkenne, dass die Verbinder auf den folgenden Bildern weit über ihren Lebenszyklus hinaus sind. Sie sind mehr als tot, wenn sich schon die Oberfläche auflöst. Um so Stiftleisten aus zu löten, ohne die Platine zu beschädigen geht auch einiges an Zeit ins Land, denn es sind meist recht viele die nicht mehr in Ordnung sind. Dann kommen noch die Gegenseiten dazu, wo jeder Kontakt einzeln auf die Leitungen gekrimpt werden muss.
Der Trick für den Verkauf ist, die Verbinder nochmal ein bisschen zu bewegen. Durch das Bewegen lässt sich die nicht leitende Oxidationsschicht entfernen und der Flipper läuft erst mal wider eine Zeit. Das kann von ein paar Tagen bis zu ein paar Monaten sein.
Die wenigste Arbeit ist oft die, die am Ende am ehesten sichtbar ist. Das scheint auch der Grund zu sein warum viele Käufer für schöne Flipper mehr Geld ausgeben als für technisch gute Arbeit.
Zu der guten und fachlich richtigen Arbeit gehört auch sicherheitsrelevante Einrichtungen zu prüfen. Also alles einmal durchgehen und auch, wenn nötigt, öffnen. Auf dem letzten Bild wird sichtbar, dass offensichtlich ein Laie am Gerät war. Wer einen Netzstecker ohne Aderendhülsen anschraubt handelt fahrlässig, da es anfangen kann zu schmoren oder zu brennen. Auch ist es nicht mehr erlaubt die Litzen zu löten und dann unter zu schrauben. Na ja, es ist nicht der Erste und es wird nicht der Letzte sein.
Abschließend noch ein paar weitere Eindrücke von dem Gerät und warum es doch etwas länger gedauert hat bis das Gerät zum Kunden zurück gegangen ist.