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Qualität von Ersatzteilen

Wenn ich mich an die Zeit vor 30 Jahren zurück erinnere war es schwer überhaupt Ersatzteile für meine ersten eigenen Flipper zu bekommen. Vor circa 20 Jahre kamen mit besser werdenden Internet entstanden die ersten Foren wo sich gleichgesinnte ausgetauscht haben. Er wurde leichter Teile zu bekommen und meist ist das familiär abgelaufen, dass sie eher getauscht wurden. Es war halt ein Hobby wo man sich gefreut hat wenn man helfen konnte.

Verbrannte Spulen A-9740 aus einem Gottlieb Surf Champ von 1976

Da der Flipper schon seit ein paar Jahren eine Renaissance erlebt ist auch der Ersatzteilmarkt gewachsen. Die meisten Standardprodukte gibt es in unterschiedlicher Qualität aus verschiedenen Quellen. Wenn ich eine gute Quelle gefunden habe bin ich froh und hoffe das sie noch bis zu meiner Rente existiert und die Qualität der Teile konstant bleibt.

Bei anderen Produkten ist es so, dass ich froh bin gut erhaltene Originalteile zu haben, oder zu bekommen, um meine Arbeit gewissenhaft erledigen zu können. Wenn ich Teile nicht habe und ich nur eine Quelle habe, bin ich froh wenn die Teile zumindest technisch gleichwertig mit dem Original sind.

Die Praxis zeigt, dass ich letztendlich bei jedem Ersatzteil was ich erstmals bekomme vor oder mit dem Einbau genau prüfen muss. Außer es kommt aus einer Quelle mit gleichbleibender Qualität. Auch kaufe ich Teile die ich das erste mal einbauen möchte in verschiedenen Webshops um zu sehen ob sie den gleichen Lieferanten haben. Für meine Aufträge versuche ich möglichst die besten Teile zu bekommen, was nicht immer leicht ist.

Bei elektromechanischen Flippern gibt es Relais die fast den kompletten Betrieb eingeschaltet sind, wenn das Gerät eingeschaltet ist. Die Spulen sind natürlich dafür ausgelegt, dass dauerhaft Strom fließt. Alle Spulen haben Verluste und werden im Betrieb warm bzw. heiß. Flipper wurden für circa drei bis fünf Jahre Betrieb in der Aufstellung gebaut, danach sind die meisten dann wohl auf den Müll gewandert. Wenn so eine Spule nach 20 Jahren verbrannt ist, ist das halt der Zahn der Zeit und auch völlig normal.

Folgend ein Beispiel aus einem Auftrag um die Situation besser zu verstehen. Die Spulen sind für einen Surf Champ von Gottlieb aus dem Jahre 1976. Auf dem Bildern hat die Originalspule eine blau Banderole. Die neu gekauften haben rote. Von den technischen Werten gehe ich davon aus, dass die Windungen und die Drahtdicke passen. Die originale Spule hat einen Widerstand von 21,7 Ohm und 30,9mH. Die neue Spule hat 23,5 Ohm und 39,9mH. Die Induktivität wurde im nicht eingebauten Zustand gemessen.

Originalspule links mit blauer Banderole und Ersatz

Auf den ersten Blick sehen die beiden Spulen sehr ähnlich aus, aber wie immer steckt der Teufel im Detail. Einige Punkte die mehr oder weniger problematisch sind und bestimmt alle bzw. viele neuen Spulen betreffen habe ich aufgelistet.

Im Vergleich aller neuen Spulen ist offensichtlich, dass sie vermutlich händisch gefertigt wurden. Das Kupferplätchen ist mal zur rechten und mal zur linken Seite fest gestanzt worden. Die Stanzung ist nicht gleichmäßig am selben Punkt erfolgt. Durch den ungenauen Fertigungsprozess ist der Kern der Spule mal tiefer und mal nicht so tief in der Spule. Folglich ist die Spule länger wenn der Kern nicht aus auf der anderen Seite aus dem Kunststoff schau. Alle Kontakte müssen komplett neu justiert werden.

Die untere Reihe zeigt das die Spule wohl händisch verpresst wurden. Oben ist noch das Original.
Der runde Abschluss ist sehr ungleichmäßig zugeschnitten.

Auch wurden die Spulen wohl händisch zugeschnitten, da die Spritzgussform nicht dem Sollmaß entspricht.

Der Durchmesser auf der Seite wo der Anker angezogen wird, ist bei der neuen Spule größer. Er ist so viel größer, dass bei Aktivierung der Spule nicht der Anker auf dem Kern aufliegt, sondern die Niete die den Kunststoff der Kontaktführung hält. Um das zu beseitigen muss der Kern verändert werden, so dass der Anker wie ursprünglich aufliegt.

Der Durchmesser des Spulenkerns vom Original links ist kleiner als beim Ersatz.

Wenn der Kern nicht angepasst wird, kann es zu einem relativ lauten Brummen mit 100Hz kommen, bei den Spulen die mit einer Wesechselpannung betrieben werden. In folgendem Video hatte ich den Kern noch nicht angepasst und man kann das Brummen recht gut wahrnehmen.

Die Drähte wurden bei der originalen Spule nicht übereinander gelegt. Das wird gemacht damit sie nicht bei Vibrationen durchscheuern können. Bei der neuen Spule ist so ein Verlauf auch vorgesehen, sie wurde aber nicht so gefertigt.

Ein wichtiger Punkt der alle neuen Spulen betrifft ist, sie sind bleifrei verzinnt worden. Alte Geräte sind verbleit gelötet worden. Da es zwei unterschiedliche Lote die vielleicht auch noch eutektische sind, sollten sie nicht gemischt werden. Also Anschlüsse möglichst vollständig vom Lot befreien und neu verzinne.

Wie auf dem Bild zeigt sich dann, dass die Spulen nicht gut verzinnt wurden. Das ist daran zu erkennen, dass der Lötstopplack noch auf dem Draht ist. Das sollte natürlich nicht sein. Bevor die Spule eingebaut wird sollte sichergestellt sein, dass sie vernünftig lötbar ist.

Teilweise schlecht verzinnte Anschlüsse mit bleifreiem Lot.

Ich hoffe der Eintrag hilft zukünftig genauer bei Ersatzteilen hin zu schauen. Da Vermutlich die Webshopbetreiber technisch versiert sind, ist es wichtig zu klären wer die Produkte beauftragt hat. Noch besser wäre die Spezifikation entsprechen anzupassen um zukünftige solche Mängel zu beheben.

Die Erfahrung zeigt aber, dass sich immer wieder Teile in Geräten verbaut werden die die Funktion beeinträchtigen oder frühzeitig zum Ausfall führen.

Ein Teil der angesprochenen Punkte wird auch noch in folgedem Video thematisiert.

https://www.youtube.com/watch?v=-jLGbJTU81k