TAF-Testspiel

Ist doch für alle gleich

Ich kann mich an unzählige Geräte auf Turniere, in Kneipen, oder anderen Orten erinnern, die technisch nicht in Ordnung waren. Wo Scoops Kugeln zwischen den Flipperfingern ins Aus befördern. Wo Scoops oder Lanes Kugeln in Sling Shots befördern, die sehr empfindlich eingestellt sind, und die Kugel dann erst mal beschäftigt ist. Wo Ballführungen krumm sind und Kugeln an ungeahnte Ecken befördern. Bei dem einen wird sie dann halt z.B. mal in die Outlane oder Mitte befördert und beim Nächten mal nicht. Die Bandbreite ist da recht groß und vermutlich könnte ich nach über 20 Jahren ein Buch heraus geben, wenn ich mir alles hätte aufgeschrieben. Wobei das nur ein Bruchteil von Auffälligkeiten an Geräten ist.

Ich weiß nicht wie oft ich mir auf Turnieren den Spruch “Ist für doch alle gleich!” anhören musste, wenn ich gesagt habe das Geräte nicht in Ordnung sind. Es ist richtig, dass in einem Turnier alle oder mehrere Spieler an dem nicht guten oder defekten Gerät spielen. Aber, es gibt da die Statistik und es kann sein das beim einen Spieler eine Kugel aus dem Scoop drei mal ins Aus befördert wird und beim anderen nicht. Spätestens jetzt sollte jedem eigentlich klar sein, dass dieses Argument, das Fehlfunktionen für alle gleich sind, Unsinn ist.

Leider zeigt sich dass die Argumentation bei manch einem scheinbar schon tief in den Genen verankert ist, genauso wie bei WPC-Geräten Gleichrichter als Allheilmittel für Resets vorgeschlagen werden. Wobei der Vorschlag mit den Gleichrichten langsam weniger wird. Ich schätze das hat so circa 15 Jahre gedauert. Mal schauen wie lange sich das Pseudoargument “Ist für alle gleich.” noch hält.

Weitere Argumente die gerne ins Feld geführt werden sind:

  • Das hat bei dem Gerät noch nie richtig funktioniert.
  • Das geht nicht besser.
  • Dafür war keine Zeit. (bei Geräten auf Turnieren)
  • Das ist original so.
  • Das ist bei allen Geräten so.

 

Argumente die ich sehr selten (eher nie) gehört habe sind:

  • Ich kann das nicht.
  • Ich weiß nicht wie das geht.

Welche Motivation auch dahinter steckt, solche Argumente in Feld zu führen, ist eigentlich egal. Wenn Weltranglistenpunkte vergeben werden sollten Flipper als Sportgerät besser werden. Aus meiner Sicht gibt es da noch viel Luft nach oben. Aktuell wurde diskutiert, dass es doch unsportlich ist, wenn Keith ein Spiel nicht vor dem Ende verlässt. Ähnliches gab es z.B. auf der EPC 2016 wo Jorian mitten im Spiel aufgehört hat zu spielen. Er hatte die Kugel auf dem rechten Flipperfinger, hat dann losgelassen und ist weggegangen. In beiden Fällen hatten aus meiner Sicht die Spieler keine Lust mehr. Auf der Weltmeisterschaft habe ich viele Fehlerhafte Geräte gesehen. Ich habe nur den Stream mit den Finalgeräten gesehen. Wenn die aus meiner Sicht schon technisch nicht gut sind, wie war dann der Rest. Für mich ist es da verständlich, wenn so ein guter Spieler und Designer wie Keith zum Ende des Turniers keine Lust mehr hat. Na ja, ist nur meine Sicht der Dinge. Wenn er mir begegnet werde ich ihn bestimmt mal fragen ;-).

Wenn man Profifußballer auf Plätzen, mit Löchern, unrunden Ball, oder unterschiedlich großen Toren spielen lässt, könnte man genau so argumentieren. Der Ball (ver-)springt für alle gleich. Es gibt einen Seitenwechsel, also spielen beide Seiten mal auf ein kleineres Tor, usw. Mich würde interessieren was passieren würde, wenn es das mal gäbe.

Auf der Deutschen Meisterschaft hatte ich ein interessantes Gespräch mit Röbi, der, angesprochen auf fehlerhafte Geräte, auch tatsächlich reflexhaft “Ist für alle gleich.” gesagt hat. Nachdem er dann aber einen Moment inne gehalten hat, fiel ihm wohl auf dass es Unsinn ist. Er sagte dann “na ja, Zuhause trainieren wir mit möglichst guten fehlerfreien Geräten”. Das ist genau der Punkt mit der Statistik.

Jetzt könnte man argumentieren, wie ich es auch schon gehört habe, dass die guten doch immer im vorderen Bereich landen. Von daher ist doch alles in Ordnung. Ein Spieler der das, einfach mal so geschätzt, zwanzig mal besser ist als der Durchschnitt ist fehlerhaften Geräten, vielleicht nur zehn mal besser. Auch kann er sich durch das viele Training vermutlich schneller an die Situation anpassen, von daher landet er immer noch weit vorne.

Hier sollte die Frage gestellt werden, ob Turniere dafür da sind zu testen wie gut sich Spieler auf eine andere Situation anpassen können. Sollte nicht ein Turnier die Möglichkeit bieten zu schauen Geräte in zuverlässigem gut funktionierendem Zustand bereit zu stellen, so wie vielleicht die Geräte wie man sie gerne Zuhause hätte?

Ein weiterer Punkt ist. Nur wenn Geräte gut funktionieren, ist es möglich die Spielideen bzw. Das Regelwerk im Sinne des Designers zu spielen. Da ich gerade das Video vom The Addams Family Flipper veröffentlicht habe, ein Beispiel dazu ist z.B., wenn die Hurry-Up Mission Thing im Stuhl gestartet wird. Ein Bonus/Jackpot der runter zählt muss möglichst schnell gestoppt werden. Wenn Thing im Stuhl gestartet wird, ist es wichtig die Kugel vom linken auf den rechten Flipperfinger tropfen zu lassen und oben über die Window-Rampe zu spielen. Wenn Thing im Swamp rechts gestartet wird, ist es wichtig sie zu stoppen und dann über die Window-Rampe zu spielen. Alternativ ist es volley möglich. Nur so sind die maximalen Punkte möglich.

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Bei Geräten wo die Kugel erst in sensible Slingshots befördert wird, ist das nicht möglich.

Je tiefer die modernen Regelwerke werden, desto wichtiger ist es das sie gut funktionieren. Ein guter Spieler, der viele Regelwerke gut und tief kennt, kann seine Stärken auch dadurch zeigen. Aber halt nur wenn alles richtig funktioniert.

Mal schauen wie lange sich das unsinnige Argumente „Ist für alle gleich!“ noch hält.