Embryon

Flipper kaufen – Webshops

Auch dieses Jahr reißen die Anfragen nicht ab wo Kunden ihren Flipper online gekauft haben und er nach kurzer Zeit ausfällt. In diesem Beitrag geht es um einen Embryon von Bally, den der Kunde vor ein paar Jahren in einem bekannten Webshop angefragt hat. In dem Webshop gibt es verschiedene Zustandsklassen und der Kunde hat den besagten Flipper gemäß der dort angegebenen, zweitbesten Kategorie gekauft. Der Flipper ist nach zwei Wochen bzw. acht Spielen ausgefallen. Per Telefon gab es eine Ferndiagnose des Verkäufers, dass es wohl nur eine Sicherung sein kann. Eine Kleinigkeit und der Kunde solle sich an mich wenden, um die Kleinigkeit zu beheben. Der Verkäufer erwähnte, dass er selbst kein Techniker ist.

Nochmal zurück zu den Zustandskategorien. In der Kategorie, die der Kunde gekauft hat, soll man ein Gerät mit geringen Gebrauchsspuren und aufwändiger Überarbeitung bekommen. Das Gerät wurde sehr aufwändig restauriert. Alle Platinen wurden demnach erneuert und es gibt mehrere Jahre Garantie auf die Platinen. An dieser Stelle möchte ich mich nicht in der umfangreichen Beschreibung verlieren, da ja ein Bild – siehe die hier zu sehenden Aufnahmen – mehr als 1000 Worte sagt.

Auf dem Bild sehen wir eine alte Netzleitung, eventuell noch die erste vom Werk. Auch ein Laie erkennt, dass hinter der Zugentlastung die einzelnen Adern sichtbar sind. Bei jeder Elektrofachkraft ist vermutlich spätestens an der Stelle die Geräteprüfung schon am Ende und das Gerät wird als unsicher eingestuft. Flipper aus dieser Generation wahren sehr oft und lange in der Aufstellung. Es ist bei so einer Netzleitung davon auszugehen, dass Litzen gebrochen sind. Erfahrungsgemäß sind 90 bis 95 v. H. Anschlussleitungen nicht mehr in Ordnung.

Auf dem Lieferschein, den ich einsehen konnte, steht sinngemäß, dass alle technischen Arbeiten von Elektronikern, Monteuren oder Facharbeitern durchgeführt werden. Da der Netzstecker vielleicht unbemerkt beim Transport oder Aufstellen kaputt gegangen ist, habe ich dann mal weiter geschaut.

Im Kabinett wurde mal der Netzfilter erneuert. Die Netzleitung ist ohne Zugentlastung direkt angelötet geworden. Mit anderen Worten, wenn man zu feste an der Netzleitung zieht, belastet es die Anschlüsse des Filters. Das sollte in keinem Fall so sein, dafür ist eine Zugentlastung dazwischen. Es wurde noch nicht einmal sichergestellt, dass der Schutzleiter als letztes abreißt. Ohne mich hier in weitere technische Details zu verlieren, hat der Kunde von mir schriftlich bestätigt bekommen, dass es ein unsicheres Elektrogerät ist und nicht mehr in Betrieb genommen werden soll bis alle sicherheitsrelevanten Probleme von einer Fachkraft beseitigt worden sind. Das sollte abschließend mit einer Geräteprüfung dokumentiert werden. Dazu gibt es ein Protokoll und der Käufer sollte das im Original bekommen. Zumindest ist das in meinem Betrieb so. Es gab noch mehr sicherheitsrelevante Probleme in dem Gerät, auf die ich hier nicht weiter eingegangen wird.

Folgende Bildergalerie spricht für sich, dass eventuell noch mehr schief gegangen ist.

Zusammenfassen ist meine Erfahrung das im Flipperbereich ein sehr hohes vertrauen gibt, wenn Kunden viel Geld für gebrauchte Geräte ausgeben. Dieser Embryon hat knapp 10.000 Euro gekostet. Auf dem aktuellen Privatmarkt werden die Geräte im Bereich 3000-4000 Euro angeboten. Wenn der Flipper wie in der Beschreibung aufwändig überarbeitet worden wäre, wäre der Preis eventuell angemessen. Aber das ist wirklich im Detail abhängig von den Arbeiten. In diesem Fall wurde der Flipper vermutlich von einem privaten Verkäufer gekauft, etwas aufgehübscht und vermutlich weiter geschoben.

Für die interessierten, gibt es einen Blick in die Backbox. Nur die CPU-Platine (oben links) wurde erneuert, obwohl in der Beschreibung steht das alle Platinen erneuert wurden. Ein überarbeiteter und neu verlegter Kabelbaum entpuppt sich als als weitestgehend original und noch nicht mal fixiert.

Auf dem Lampendriverboard (links unten) wurde ein Verbinder erneuert (weiß).

Die Plastikabdeckung der Hochspannung auf dem Solenoid Driver Board (oben rechts) deutet auch darauf hin das in dem Bereich nicht viel gearbeitet wurde. Ganz zu schweigen davon dass die Platine neu ist.

Embryon Backbox Platinen

Für die interessierten, gibt es einen Blick in die Backbox. Nur die CPU-Platine (oben links) wurde erneuert, obwohl in der Beschreibung steht das alle Platinen erneuert wurden. Ein überarbeiteter und neu verlegter Kabelbaum entpuppt sich als als weitestgehend original und noch nicht mal fixiert.

Jedem der einen gebrauchen Flipper kauf, ob privat oder vom Händler sollte sich vorher mehrere Meinungen einholen von Personen die auf dem Gebiet Erfahrung haben. Fast alle Geräte die ich überarbeitet habe, bei Privatleuten oder Turnieren gesehen habe, sind aus sicherheitstechnischer Sicht kleine bis sehr große Katastrophen.

Oft gibt es das Argument, dass ja noch nie etwas passiert ist. Dem entgegen ist vielleicht mal die Selbstdokumentation aus dem Flipperforum zu empfehlen. Auch wenn nicht so viele User abgestimmt haben ist er Mythos dass noch nie etwas passiert ist hinfällig.

  • Elektrischer Schlag am Geäuse – Stimmen: 16 13,4%
  • Elektrischer Schlag an 230 Volt – Stimmen: 21 17,6%
  • Elektrischer Schlag vom Display – Stimmen: 15 12,6%
  • Elektrischer Schlag an einer Spule – Stimmen: 42 35,3%
  • Elektrischer Schlag an anderer Stelle – Stimmen: 19 16,0%

Auch der Mythos der bei manch einem besteht, dass er noch nie etwas davon gehört hat dass ein Flipper gebrannt hat stimmt nicht. Ein Beitrag der das widerlegt ist auf Pinside zu finden.

Flipper sind Elektrogeräte und leider scheinen viele nicht zu wissen was sie selber tun dürfen und was nicht.